Wir müssen Netzwerke auf den Weg bringen

Wer die digitale Transformation meistern will, muss das »Metaverse« erobern. Doch wissen Unternehmen in Baden-Württemberg eigentlich um die Potenziale des digitalen Raums? Und welche Impulse braucht es, um sie zu heben? Nicole Gladilov, Co-Autorin der Studie »Cyberländ« hat Firmen in der Region gefragt.

© Martin Albermann
Nicole Gladilov ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team »Digital Service Transformation« am KODIS und beschäftigt sich mit Fragen rund um das Innovationsmanagement und die Entwicklung digitaler und nachhaltiger Geschäftsmodelle.

Frau Gladilov, können Sie uns in kurzen Worten erläutern, was das »Metaverse« ist?

Gladilov: Der Begriff beschreibt im Grunde eine digitale Erweiterung der realen Welt. Das können »Digitale Zwillinge« von Maschinen sein, die bei Wartungen oder Reparaturen zum Einsatz kommen. Das können AR-Anwendungen, etwa im Kulturbetrieb sein. Digitale Showrooms, digitale Meetings oder digitale Prototypen von Produkten, kurz: Überall, wo Menschen interagieren, kommunizieren oder kooperieren, kann der digitale Raum helfen, Informationen zugänglich und nutzbar zu machen.

Welche Chancen eröffnet dieses Digitaluniversum für Unternehmen?

Digitale Zwillinge etwa können dazu beitragen, Maschinen, Gebäude, aber auch ganze Produktionsabläufe effizienter zu gestalten. Das kann auch helfen, Ressourcen zu schonen und nachhaltiger zu wirtschaften, etwa wenn Kunde und Dienstleister sich im Metaverse treffen, anstatt für ein Meeting um den halben Globus zu fliegen. Das Metaverse verändert, die Art, wie wir miteinander kooperieren aber nicht nur, weil es ein virtueller Begegnungsort ist. Hinzu kommt, dass ihm Datenökosysteme zugrunde liegen, die Produkte und Services tiefgehend verändern können. Somit kann das Metaverse Innovation beschleunigen.  

Haben Sie dafür ein Beispiel?

In der Gestaltung von Stadtökosystemen werden Daten in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Wer zum Beispiel Gebäude oder Infrastruktur in komplexen Umfeldern plant, muss verstehen, wie diese funktionieren. Die Welt um uns herum ist auf vielfältige Weise vernetzt. Wer sie mitgestalten will, muss sich an dieser Vernetzung beteiligen.

Für die Studie »Cyberländ« haben Sie Vertreterinnen und Vertreter von 30 Unternehmen in Baden-Württemberg befragt. Ist die Wirtschaft bereit für diesen Wandel? 

Sie steckt ja schon mittendrin. Vor allem große Technologieunternehmen arbeiten bereits auf vielfältige Weise mit Metaverse-Anwendungen. Kleine und mittelständische Unternehmen sind da vielleicht noch etwas zurückhaltender, auch, weil sich noch kein einheitlicher Standard für solche Datenökosysteme durchgesetzt hat. Noch gibt es hier viele unterschiedliche Plattformen und anwendungs- oder projektbezogene Anbieter. Unsere Befragung hat ergeben, dass die Unternehmen sich eine zuverlässige technische Grundlage für Vernetzung wünschen. Das ist in etwa mit der Forderung nach einem EU-Standard für Handy-Ladekabel vergleichbar, der Mitte 2024 endlich kommt. Ähnliches brauchen wir für Metaverse-Technologien. 

Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie?

Unsere Studie hat ergeben, dass die Unternehmen sich konkrete Netzwerke und Use Cases wünschen, an denen sie sich beteiligen können, um das Metaverse gewissermaßen zu erkunden. Teilweise scheint es einfach noch an einer Vision zu mangeln, an einer Idee, wie man selbst vom Metaverse profitieren kann. Wer aber zu lange zögert, verschläft möglicherweise wichtige Entwicklungen. Deshalb ist es wichtig, Netzwerke und andere innovative Formen der Kooperation jetzt auf den Weg zu bringen.

Presseinfo

CyberLänd – Potenziale des Metaverse für Unternehmen in Baden-Württemberg

Studie

Potenziale des Metaverse

Blogbeitrag

Fit fürs Metaverse? Wie Sie das Potenzial virtueller Welten für Ihr Unternehmen erschließen