»Es sind die Menschen, die Neuerungen vorantreiben«

Stefanie Klarner von Audi über digital versierte Belegschaft

© AUDI AG
Ingenieurin und Netzwerkerin: Stefanie Klarner sieht sich als Brückenbauerin zwischen den neuen Technologien und den Menschen, die sie anwenden sollen. Gemeinsam mit ihrem Team arbeitet sie daran, die Belegschaft dazu zu motivieren, die digitale Transformation aktiv mitzugestalten.

Wenn die digitale Transformation der Industrie gelingen soll, braucht es eine Belegschaft, die souverän mit den neuen Technologien interagiert. Stefanie Klarner, Fachreferentin für Weiterbildung bei Audi, erzählt, wie das Unternehmen seine Beschäftigten auf die digitale Zukunft vorbereitet.

Frau Klarner, vor welchen Herausforderungen steht Audi im Zuge der digitalen Transformation und was bedeutet das für die Belegschaft?

Die gesamte Automobilbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die Erwartungen an die Fahrzeuge sind enorm gestiegen. War das Auto früher in erster Linie ein Fortbewegungsmittel, ist es heute zum Lebensraum geworden, mit Assistenz-, Diagnose- und Entertainmentsystemen. Für solche smarten Produkte braucht es eine smarte Produktion mit einer smarten, also digitalversierten Belegschaft an allen Stellen.

Eine digitalversierte Belegschaft, was macht die aus?

Mit digitalversiert meinen wir, dass sich Beschäftigte in einem digitalisierten, datengesteuerten Arbeitsumfeld sicher und selbstständig bewegen und es mitgestalten.

Wie lässt sich das erreichen?

Wir müssen zunächst einmal eine gemeinsame, einheitliche Sprache sprechen. Das bedeutet, dass wir das Gleiche unter Begriffen wie zum Beispiel Digitalisierung oder Big Data im Audi-Kontext verstehen. Im nächsten Schritt geht es darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Mitarbeitenden helfen, neue Fähigkeiten zu erlernen, um mit den Technologien und damit verbundenen Fragestellungen umgehen zu können.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen brauchen digital versierte Mitarbeitende?

Wir haben digitale Basiskompetenzen definiert, die jeden im Betrieb betreffen. An erster Stelle steht die Offenheit für technische Neuerungen und sich daraus ergebenden Chancen, verbunden mit der Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln. Ebenso wichtig ist der Umgang mit Daten, also die Fähigkeit, Informationen aus verschiedenen Quellen zu verbinden, zu verstehen und wirksam zu nutzen. Und die Bereitschaft, Erfahrungswissen zu teilen, voneinander zu lernen und gemeinsam bessere Lösungen zu finden, im Team und über Teamgrenzen hinweg. Alle Beschäftigten sollten in der Lage sein, digitale Tools und Programme für ihre Tätigkeit und die Zusammenarbeit zu nutzen. Darüber hinaus werden weitere fachspezifische Kompetenzen nötig, je nach Arbeitsplatz. Aber im Wesentlichen braucht es das digitale Mindset, wie wir es nennen, bei allen Mitarbeitenden. Sonst nutzt die beste Technologie, der beste Prozess, das beste Geschäftsmodell wenig. Es sind die Menschen, die Neuerungen aktiv vorantreiben.

Wie gehen Sie vor, um das digitale Mindset zu fördern? 

Man kann das nicht schulen oder einfordern, das ist ein Kulturthema. Eine wichtige Rolle kommt hier den Führungskräften zu, indem sie vorangehen, Vorbild sind. Und indem sie Mitarbeitende gezielt motivieren und ermutigen, neue Dinge auszuprobieren. Ansonsten vermitteln wir das Thema Mindset über Impulse und machen es sichtbar.

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Haben Sie ein Beispiel?

Im vergangenen Jahr haben wir bei einer großen Veranstaltung für Mitarbeitende im Empfangsbereich ein XXL-Smartphone aufgebaut, über das wir verschiedene Botschaften transportiert haben. Eine lautete: »Bleib neugierig, frag nach!« Eine andere: »Trau dich, probiere mal etwas Neues!« Das sind konkrete Aufforderungen, die zeigen, was Audi sich wünscht. Darunter kann man sich etwas vorstellen. Wir hatten auch Postkarten- und Plakataktionen.

Welche Ansätze haben Sie entwickelt, um das Interesse an Digitalisierung und speziell KI-Themen zu wecken und zu fördern?

Im vergangenen Jahr hatte sich das KODIS genau dieser Frage gewidmet. Wir haben gemeinsam ein Workshopkonzept erarbeitet, mit dem Teams in etwa drei Stunden ein erster Zugang zum Konzept der Digitalversiertheit vermittelt wird und sie ihren Status quo bestimmen. Außerdem identifizieren die Teilnehmenden konkrete nächste Handlungsschritte in ihrem eigenen Einflussbereich. Das ist pilotiert und steht uns jetzt zur Verfügung. Darüber hinaus hat das KODIS für uns einen KI-Demonstrator entwickelt, der auf spielerische Weise zeigt, wie KI mittels Bilderkennung helfen kann, Fehler in der Produktion zu vermeiden. Hinzu kommen weitere niederschwellige Angebote.

Nennen Sie uns bitte eins.

Wir haben in unserem Intranet und auf Plakaten im Werk ein Quiz rund um das Thema Digitalisierung platziert. Alle Mitarbeitenden konnten so leicht daran teilnehmen, etwa indem sie mit dem Handy einen QR-Code scannten. Die insgesamt zwölf Fragen drehten sich um Digitalisierungsbegriffe. Voraussetzung für die Gewinnspielteilnahme war, sich alle Fragen inklusive der richtigen Antworten einmal durchzulesen. So hat jeder, der teilgenommen hat, diese Begriffe und was sich dahinter verbirgt, schon mal gehört. Das Feedback dazu war durchweg positiv. Abgesehen davon sind wir auf vielen Ebenen unterwegs und haben das letzte Quartal genutzt, um erste Impulse zu setzen. Das wollen wir 2024 weiter ausbauen.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum KODIS? 

Es ist eine sehr offene und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre und ich merke, dass wir viel voneinander lernen. Wissenschaft und Industrie, das ist natürlich ein Culture Clash. Die Wissenschaft möchte ein Thema so tief wie möglich ausleuchten und Audi möchte möglichst schnell möglichst konkrete Ergebnisse erzielen. Das heißt, keiner kann sich in seiner Welt ausleben, man muss sich annähern. Aber wir sehen, dass es zu guten Ergebnissen führt. Ich sage immer: Wer kooperiert, profitiert. Wenn man es schafft, das erfolgreich zusammen zu tun, verbindet sich praxisnahes Wissen aus der Industrie mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Produkten mit Mehrwert.

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