Ansätze aus der Forschung geben der Stadtentwicklung wertvolle Hinweise und verleihen Unternehmen aus dem stationären Einzelhandel wichtige Impulse für die Zukunft. Auf diesen Nenner lassen sich die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie »Regionale Ökosysteme für den Handel« bringen. Die Studie zeigt, dass eine erfolgreiche Belebung der Innenstadt oder Ortszentren die Zusammenarbeit aller Akteure erfordert. Durch die Kooperation von Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunalverwaltungen können nachhaltige und innovative Lösungen geschaffen werden, die den Einzelhandel in den Innenstädten stärken und zu einer höheren Aufenthaltsqualität beitragen. Die Studie stammt aus dem Projekt »Handel innovativ«, welches gemeinsam mit den Projektpartnern Fraunhofer IAO, dem itb – Institut für Betriebsführung im DHI e.V, der Hochschule Furtwangen, Hochschule Konstanz und der Universität Siegen durchgeführt wird.
City Analytics Plattform, Reallabore und innovative Quartiersentwicklung
Konkret untersucht die Studie drei Lösungsvorschläge: Die Implementierung einer City Analytics Plattform, die Etablierung von Reallaboren als Impulsgeber und die innovative Quartiersentwicklung.
Bei der City Analytics Plattform werden Daten wie Passantenfrequenzen, Kaufkraft und demografische Trends zentral und datenschutzkonform erfasst, um die kommunale Planung und Entwicklung zu verbessern, die Effizienz zu steigern, Leerstände zu reduzieren und die Innenstadt aufzuwerten. Die Studie schlägt vor, diese Plattform zu entwickeln und zu erproben, um ihre Vorteile zu veranschaulichen.
In Reallaboren können Wissenschaft und Unternehmen zusammenarbeiten und unter tatsächlichen Bedingungen innovative Lösungen testen. Dieser Ansatz schafft Raum für den Austausch und die gemeinschaftliche Entwicklung neuer Ideen, Produkte und Geschäftsmodelle. Aufgrund des hohen Zeit- und Ressourcenaufwands für ihre Etablierung schlägt die Studie eine längerfristige Umsetzung solcher Reallabore über drei Jahre hinaus vor.
Die innovative Quartiersentwicklung wiederum fokussiert auf die Vernetzung von städtischen Räumen durch kooperative Modelle und die Integration von Versorgungs- und Logistikkonzepten – mit Quartiers-Hubs als zentrale Anlaufstellen und unterirdischen Logistik-Hubs als Weiterentwicklung bestehende Parkhausinfrastrukturen. Die Studie unterstreicht die Bedeutung anbieterübergreifender Nutzungskonzepte.
Ergebnisse aus Heilbronn übertragbar auf andere Städte
»Unsere Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen, die nur durch eine ganzheitliche und innovative Herangehensweise bewältigt werden können«, erklärt Benedikt Wohlmuth, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum KODIS des Fraunhofer IAO. »Mit unserer Studie zeigen wir auf, wie durch die Kombination aus Forschung, Technologie und kollaborativen Konzepten eine lebenswerte, dynamische und wirtschaftlich starke Innenstadt gestaltet werden kann.«
Die Machbarkeitsanalyse wurde in den Jahren 2022 und 2023 im Rahmen des Projekts »Handel innovativ« durchgeführt, welches vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert wird. Im ersten Schritt wurde in Heilbronn ein Workshop mit Teilnehmenden aus Wirtschaft, Verwaltung und Forschung umgesetzt. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde anschließend eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. Im dritten Schritt folgten Interviews mit Ansprechpartnern aus Einzelhandel, Politik, Kommune und der Bevölkerung. Da Heilbronn bezüglicher seiner Größenklasse, zentralörtlichen Funktion, Siedlungsstruktur und einzelhandelsrelevanter Kaufkraft beispielhaft für eine Vielzahl deutscher Großstädte ist, können die Ergebnisse auch auf andere Städte übertragen werden und damit als Modell für die zukünftige Entwicklung urbaner Zentren gelten.